Die Token-Frau des Patriarchats

 

TEIL I

Margarita Pisano

Wenn das System in eine Krise gerät, appelliert der Vater (das Patriarchat) an die Organisationsfähigkeit der Frauen, indem er ihre “Token-Frauen” (Kollaborateurinnen) für ihre Führungsfähigkeit vereinnahmt und so alle kollektiven Vorschläge und Organisation unsichtbar werden lässt. Männer als Unterdrücker sind legitimiert, Macht zu geben, zu gewähren oder zu entziehen.

Der Mann gibt seine Männlichkeit nicht auf, um für die Macht zu kämpfen, sondern das ganze System, das er geschaffen hat, beruht darauf, dass sein Körper die Fähigkeit hat, die Welt zu erschaffen.

“Diese Kultur ist in der Dynamik der Herrschaft strukturiert und konstruiert Schnitte/Konflikte nach Rasse, Alter, Geschlecht, nach Wissen und Fähigkeiten und auch Schnitte/Konflikte zwischen unserem Körper und unserem Verstand und Geist.

Dank dieser Schnitte/Konflikte wird das System aufrechterhalten. Die Dynamik der Herrschaft ist die Ausübung des Krieges”.

TEIL 2

Die Männer haben sich in ihrem Kampf auf Macht und Kontrolle konzentriert und untereinander Gruppen mit bestimmten Merkmalen gebildet, um sich voneinander abzugrenzen, um Zugehörigkeit zu entwickeln und um sich untereinander Legitimität zu verleihen.

Diese Kultur wird durch Wettbewerb und nicht durch Zusammenarbeit verwirklicht.

Frauen sind im Patriarchat so kolonialisiert, dass wir weiterhin von Männern ausgewählt werden wollen und ihre Bestätigung suchen.

Feministinnen versuchen, die kollektive Macht der Männer zu delegitimieren, denn wir wissen, dass derjenige, der Macht verleiht, die Regeln bestimmt. Alle Frauen, die danach streben, in die (vom Mann gegebene) Macht einzutreten, müssen akzeptieren, in der symbolischen Ordnung zu bleiben, ein gewisses Maß an Weiblichkeit anzunehmen, selbst wenn das Patriarchat Veränderungen zulässt. Frauen können bis zu einem gewissen Punkt rebellisch sein.

“Das Wesen der Weiblichkeit ist eine zweideutige und willkürliche patriarchalische symbolische/wertbezogene Konstruktion, die wir natürlich nicht selbst geschaffen haben. Von der Weiblichkeit zu sprechen, bedeutet also, von einer Außenseiterin zu sprechen, einer für einen anderen konstruierten Anderen, einer Repräsentantin und nicht einer echten Erzeugerin ihrer selbst. Die vermeintliche Loyalität der Gender ist an die Weiblichkeit, an das Gender gebunden, das an sich nicht loyal sein kann, da es auf der Disqualifizierung der Frau als freies Wesen aufbaut”.

TEIL 3

Die Token-Frau des Patriarchats (Kollaborateurin), die dank der Männer die Führung übernimmt, macht keine Politik für und von Frauen.

Die Token-Frau strebt danach, dem männlichen System Weiblichkeit zu verleihen. Das Lieblingstochter-Syndrom, das Herz/Mutter/Gutmütigkeit zu sein, bringt ihr Freude.

Politische Ideen habend, suchen wir trotzdem die Bestätigung durch den Mann und verlieren den horizontalen Dialog zwischen Frauen der eine wirkliche Änderung des Systems bringen könnte.

Feministische Token-Frauen verbünden sich mit diesen Forderungen und streben nach Rechten und Zugang zur Macht.

Für die feministischen Token-Frauen ist es viel wichtiger, von den Männern akzeptiert zu werden als von den Frauen. Die feministischen Token-Frauen sind wie unsere Freundinnen, denen wir unsere Empfindungen, unser Bedauern mitteilen, sie sind ein Spiegel und ein Schlüssel für uns, um das System weiterhin zu ertragen.

Um eine Gemeinschaft zwischen uns aufbauen zu können, müssen wir den Verrat an der Mutter auflösen, da sie die symbolische Ordnung der Weiblichkeit übernimmt und unsere Fähigkeit, menschlich zu sein, einschränkt.

Akzeptiert, dass die Frau, die uns liebt, unsere Fähigkeiten einschränkt, und macht euch dann mit den anderen Frauen gemein. Wenn wir die Weiblichkeit aufgeben, wenn wir zulassen, dass unser zyklisches Körper-Ökosystem ein ernsthafter und ehrlicher Informant ist, der uns vor dem Unbehagen warnt, das dieses System in uns hervorruft, dann werden wir dahin kommen, uns damit zu versöhnen, dass wir als Frauen geboren wurden.

TEIL 4

“Im Kollektiv und im Verständnis können wir diese lange misogyne Kette durchbrechen und beginnen, die Gemeinschaft der Frauen aufzubauen. Um Gemeinschaften zu schaffen (Team), müssen wir uns selbst als vollständige und in sich selbst gültige Wesen akzeptieren, die in der Lage sind, sich in unseren Zukunftsphantasien und konkreten politischen Projekten auszudrücken, indem wir es wagen, über unsere Ideen jenseits unserer Leidensbiographien zu diskutieren (was wir historisch gesehen nicht getan haben)….

Wir müssen die Verantwortung für die Schaffung von Kultur, Symbolen und Werten übernehmen, für die Schaffung von Systemen mit anderen Zielen und einer anderen Logik als die der „Männergemeinschaften“.

Wenn das System in eine Krise gerät, rekrutiert es seine Kollaborateure innerhalb der Organisation der Frauen und neutralisiert so das politische Projekt der Frauen.

Am Anfang, wenn die Frauen sich dessen bewusst werden, erleiden sie eine doppelte Offenbarung, die zu einer doppelten Verliebtheit (in sich selbst und in die anderen) führt, und nach einer Weile wird die Forderung gestellt: Warum unterstützen mich die anderen nicht? Und von da an einen Bruch.

Wir müssen wissen, wie wir Gemeinschaft zwischen uns aufbauen können, um aus der Dynamik Liebe/Hass herauszukommen.

Wir schulden es den Frauen, unsere Geschichte zu sehen, sie vom Patriarchat zu befreien, den Kampf der Frauen zu sehen, die Utopien, die sie entwickelt haben, den Verrat und die Allianzen. Fähig seiend den Ort unserer Bewegung sehen zu können.

Die autonome feministische Bewegung ist unser Ort und sollte der Ort sein, an dem wir lernen, uns selbst als Schöpferinnen und Verantwortliche zu erkennen, an dem wir lernen, untereinander zu diskutieren, uns durch Ideen abzugrenzen und gruppenbezogene Gemeinschaften aufzubauen. Die autonome feministische Bewegung darf auf keinen Fall ein Ort sein, an dem man so tut als wären die verschiedenen Vorschläge nicht vorhanden. In der autonomen feministischen Bewegung können wir von anderen Frauen in unserer menschlichen Dimension anerkannt werden, wir können verschiedene Teams bilden, jetzt ohne die Dynamik der Herrschaft.

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